Weinrallye #87 – Winzerinnen

Dieser Artikel  wurde ursprünglich als Beitrag zur Weinrallye #87: Winzerinnen auf einem anderen Blog veröffentlicht. Nach dessen Schliessung habe ich den Artikel nun hierhin umgezogen.

ausgerichtet von Dorothee Beil vom Blog www.bushcook.de

Winzerinnen – Wenn Evas Wein machen

Frauen, die Wein machen scheinen für die meisten Menschen immer noch eine Besonderheit zu sein und einen Seltenheitswert zu besitzen, noch immer wird erstaunt geschaut, wenn eine Frau im Keller steht oder auch im Weinstand und sich als für den Wein Verantwortliche „outet“. Noch immer scheint Wein eine Männerdomäne zu sein und Frauen sind, für viele zumindest, eher zum Repräsentieren da; Frauen in der Weinbranche sollen als Weinköniginnen hübsch aussehen und die Menschen für das Thema Wein einnehmen und begeistern, aber machen? Nein, machen sollen sie den Wein eher nicht. Dabei sind viele Weinköniginnen, die es heute gibt tatsächlich Winzerinnen, studierte Oenologinnen und in den heimischen Weingütern aktiv. Nur in das Bewusstsein der meisten Menschen scheint das noch nicht so richtig eingedrungen zu sein. Also warum nicht echte Frauenpower beweisen und sich als Winzerinnen zusammenschließen und ein ganz besonderes Projekt auf die Beine stellen? Ein Projekt, um einem, man könnte sagen: ‚verrufenen‘ Wein zu neuem Glanz zu verhelfen und gleichzeitig die Weinmacherinnen stärker ins Bewusstsein der Weintrinker zu bringen.

Ein solches Projekt starteten vor nunmehr bereits 8 Jahren sechs Winzerinnen und drei Weinfachfrauen (denn auch die gibt es inzwischen) aus dem Anbaugebiet Württemberg und ‚erfanden‘ den „Trollinger aus Evas Hand“.

Trollinger aus Evas Hand - Weingut Golter
Trollinger aus Evas Hand – Weingut Golter
Foto: A. Kircher-Kannemann

Winzerinnen und „Der Trollinger“ aus Evas Hand

Der Trollinger ist sicher einer der typischsten Weine aus Württemberg, aber er hat schon vor längerer Zeit seine ehemalige Popularität verloren und ein eher altbackenes Image bekommen. Lange schien dann der Trollinger eher der typische Wein für die älteren Herren zu sein, die in gemütlicher Runde im Weinlokal einen leichten Rotwein genießen wollten. Versuche den Trollinger aus dieser Ecke zu befreien mündeten meist darin, dass man ihn sehr schwer und breit machte und er dadurch seinen eigentlichen Typ verlor. Dass dies schade sei und man doch eigentlich mehr und auch etwas ganz anderes aus diesem schon beinah ‚Nationalgetränk‘ der Württemberger machen könne, fanden im Jahr 2007 neun Frauen, als da wären die Winzerinnen Christine Golter, Andrea Gruber, Christina Hengerer-Müller, Heidrun Hohl, Margret Kuhnle und Sabrina Roth sowie die drei Weinfachfrauen Ute Bader, Dorothea Braun-Ribbat und Michaela Metzger. Sie kreierten einen Trollinger, der fruchtig ist und frisch, nicht tief dunkel in der Farbe und der leicht ist und auch als Sommerwein gekühlt wunderbar zu trinken. Sie selber beschreiben ihren Trollinger als Wein für „lebensfrohe Genießerinnen und Genießer“ und verführten Prof. Dr. Ruth Fleuchaus vom Studiengang Weinbetriebswirtschaft an der Hochschule in Heilbronn zu der Aussage: „Das 21. Jahrhundert gehört den Frauen – auch in der Weinbranche. Ästhetisch, sinnlich und mit vollem Geschmack überrascht der Trollinger die Weinwelt. Lassen auch Sie sich verzaubern von dieser ganz neuen Linie einer traditionellen Rebe.“

Und weil ein ganz besonderer Wein natürlich auch eines ganz besonderen Etiketts bedarf holten sie die Künstlerin Crina Fleischmann ins Boot, die mit dem Bild „Eva ohne Schlange“ ein spezielles Etikett für eben jenen Trollinger entwarf, der fortan „Der Trollinger“ sein sollte. Auf dem Etikett sieht man die sitzende Eva, die eine Trollinger-Traube in der Hand hält, umgeben von rotem und goldenem Rebenlaub, hinter ihr dann der Schriftzug „der Trollinger“. Dieses Etikett haben alle Trollinger der sechs Winzerinnen und es werden Name und Adresse der jeweiligen Produzentin auf dem Rückenetikett angegeben.

 

Nicht mehr nur Trollinger aus Evas Hand

Seit 2007 ist viel geschehen und inzwischen gibt es nicht mehr nur „den Trollinger“ aus den Händen der sechs Evas, sondern auch „Evas Esprit“ einen rosenfarbenen leichten Perlwein, ein Cuvée aus Trollinger und … das wird nicht verraten.

2013 dann dachten die Damen wohl, dass zu jeder Eva nun auch ein Adam gehört und so kreierten sie einen kräftigen und, wie sie selber schreiben „muskelbepackten“ Rotwein, der ebenfalls ein Cuvée darstellt aus schwäbischen Rebsorten.

Der neueste Coup ist „Evas Flair“, ein alkoholfreier Perlwein aus der Trollinger-Traube und sie machen weiter und ersinnen schon die nächsten Kreationen, die helfen sollen den Trollinger zu retten und wieder zu einer beliebten Rebsorte zu machen.

Inzwischen sind die Kreationen der neun Weinfrauen schon fast kein Geheimtipp mehr. Sie haben sich etabliert und das Bewusstsein dafür geschärft, dass es immer mehr sehr gute Frauen gibt, die Wein machen und sich mit Wein beschäftigen.

Wer noch mehr über die Weinfrauen erfahren möchte, die „Evas Trollinger“ aus der Wiege gehoben haben, dem sei die Homepage von „der Trollinger“ empfohlen, die man hier findet. Und wer die Damen auch einmal sehen möchte, für den gibt es einen Bericht der SWR-Landesschau, den man hier findet.

Außerdem: Noch mehr Beiträge über Winzerinnen, über ihre Weine und Ideen findet man auf www.bushcook.de, dem Blog, das die 87. WeinRallye ausgerichtet hat. Wer also jetzt Interesse an den Frauen gefunden hat, die Wein machen und sich dem Wein verschrieben haben, der möge dort nachschauen und noch weitere spannende Geschichten finden rund um das Thema Winzerinnen.

 

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