Weinrallye #111: Die Geschichte von Wein und Stroh (Strohwein)

Werbung: Dieser Beitrag über “Strohwein” erschien ursprünglich auf einem anderen, inzwischen geschlossenen Blog und wurde hierhin umgezogen.

 

Ach wie gut, dass niemand weiß … oder Die Geschichte von Wein und Stroh

Oder vielleicht auch: Was ist eigentlich Strohwein?

Was passiert eigentlich, wenn ein junger innovativer Kellermeister, der ständig auf der Suche nach ausgefallenen Ideen ist, zu einer Versuchsverkostung geht?

Wenn Sie jetzt denken: Das kann doch nur zu ausgesprochen eigenwilligen Ideen führen, dann liegen Sie absolut richtig! Dann entstehen schon einmal Weine, die man so nicht kennt (zumindest nicht in Deutschland) und wenn dann noch ein junger innovativer Kellermeister aus einem anderen Land dazukommt, dann ist ein Duo geboren, das diese ganz anderen Ideen auch umsetzt, zumal, wenn dieses Duo zum Trio wird und der Chef der beiden mindestens genauso gerne herumexperimentiert.

Übrigens vorab – Die drei Personen aus dem Taubertal von denen hier die Rede ist sind:

  • Joachim Krumrey – Kellermeister und Weinküfer
  • Lorenzo Dara – Master Agrarwirtschaft und Sommelier AIS, der seine Master Thesis zum Thema “Vinsanto winemaking with high sugar must level by mixed non-
  • Saccharomyces/Saccharomyces inocula” schrieb und
  • Alexander Ley – der „Chef von’s Janze“, Vinotheksleiter beim Winzerkeller im Taubertal

Sie alle drei haben ihn zu verantworten: Den Strohwein aus dem Taubertal.

Alexander Ley
Alexander Ley
Foto: A. Kircher-Kannemann

Wein und die Geschichte vom Rumpelstilzchen aus dem Taubertal

Alexander Ley ist es auch, der uns die Geschichte vom Rumpelstilzchen im Taubertal erzählt:

Geboren wurde die Idee bei einer Versuchsverkostung im Weinbauinstitut Freiburg.

Dort wurde ein Wein aus getrockneten Trauben präsentiert und begeisterte unseren Kellermeister Joachim Krumrey auf Anhieb. Als leidenschaftlicher Kellertüftler hat er sich entschieden, das selbst auch auszuprobieren.

Nach intensiver Recherche über die Herstellungsweise, gelang es ihm, einen unserer Mitgliedswinzer für diese Idee zu begeistern. So hat sich Erhard Schmidt breitschlagen lassen, einen Teil seiner Weißburgundertrauben schon deutlich vor der Vollreife zu ernten und dem Weinfreak zur Verfügung zu stellen.

Um die Trauben unbeschadet zur Trocknung zu bringen, wurden kleine Plastikwannen organisiert, in die die Trauben vorsichtig gebettet werden konnten.

So wurden Verletzungen und ein damit einhergehender Saftaustritt vermieden.

Am 20.09.2015 wurden 650kg Burgundertrauben mit einem Mostgewicht von 84° angeliefert. Um die Trauben schön nebeneinander lagern zu können, wurden Palettenstapel (in ergonomischer Arbeitshöhe) mit frisch gedroschenem Stroh eines weiteren unserer Winzer belegt und Traube für Traube vorsichtig im Strohbett gelagert.

Weiße Handschuhe hatten wir keine an, aber so wurden noch selten Trauben liebkost.

Gegen Ende des Monats September dann trat ein wahrer Glücksfall für unser Projekt ein, Lorenzo Dara, unser italienischer Praktikant aus Empoli traf ein.

Und wie es der Zufall wollte, hatte er seine Abschlussarbeit an der Universität Florenz über das Thema „Vinsantobereitung“ geschrieben, war also geradezu prädestiniert für die fachmännische Unterstützung des Projektes „Vinsanto“ á la taubertal.

Zwei Monate lang war er, fast täglich, mit dem Wenden der gesunden und aussortieren der faulen Trauben beschäftigt. Im Wochentakt wurde das Mostgewicht kontrolliert, da mit der beginnenden Trocknung auch die Konzentration des Zuckers zunimmt.

Am 27.11. war es soweit, das Mostgewicht hatte 160° Oe erreicht, was dem Prädikat Trockenbeerenauslese entspricht.

Die Gärung dieses Konzentrats dauerte bis Anfang Januar, dann wurde die Gärung durch die Winterkälte auf dem Dachboden gestoppt.

Anschließend erfolgte die Lagerung in einem 100ltr Barriquefass aus fränkischer Eiche bis März 2017. Das Fass wurde von der Fassküferei Assmann, der letzten in Franken existierenden, extra für diesen Wein angefertigt.

Seit März ist unser Strohwein unter dem Namen Tremotino (ital. für Rumpelstilzchen) auf Flasche gefüllt und erhältlich.

Analysedaten:

Alkohol 12,5%Vol

Säure   7,2 g/ltr.

Restzucker 183,8 g/ltr.

Name Tremontino, italienisch für Rumpelstilzchen

 

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