Weinrallye #90: Auxerrois

Dieser Artikel über den Auxerrois erschien zunächst als Beitrag zur Weinrallye #90 auf einem anderen inzwischen geschlossenen Blog, daher habe ich ihn hierher umgezogen.

Es muss ungefähr zehn Jahre her sein, als ich zum ersten Mal wirklich bewusst einen Auxerrois getrunken habe. Ich hatte gerade angefangen mich mit Rebsorten zu beschäftigen und es ergab sich bei einer Verkostung die Möglichkeit gleich drei verschiedene zu probieren. Also beschloss ich mich ins Abenteuer zu stürzen. Ich hatte bereits viel über diese Burgunderabart gelesen, über ihre Eigenschaften, ihr Aromenspektrum und auch über die Anbaugebiete, in denen sie zu dieser Zeit gewöhnlich zu finden war.

Nun also stand ich da und trank meinen ersten Auxerrois (zumindest den ersten bei dem es mir bewusst war) … Es wäre gelogen, wenn ich jetzt sagte, dass ich mich noch an jedes Detail, an jede Nuance und jedes Aroma erinnern könnte, dass sich da auf meinem Gaumen oder besser gesagt auf meiner Zunge breit machte, aber eines weiß ich noch genau: Ich mochte ihn sofort. Irgendwie kam mir dieser Wein entgegen, er erfüllte all die Kriterien, die ich an einem Weißwein schätze und liebe. Damit also wurde ich zum „Fan“ des Auxerrois. Seither sind diesen ersten drei Vertretern zahllose weitere gefolgt und ich stelle seit einigen Jahren beglückt fest, dass der Auxerrois offensichtlich „im Kommen“ ist, denn immer häufiger finde ich ihn auf Weinkarten und ich finde ihn vor allem in immer mehr Anbaugebieten und Weinregionen.

Logo Weinrallye #90 Auxerrois
Logo Weinrallye #90 Auxerrois

 

Auxerrois – ein Nischenwein

Er ist immer noch ein Nischenwein und galt lange als typische Weißweinrebsorte für Baden. Hier hat er auch tatsächlich bis heute eine große Verbreitung, denn von den gerade einmal knapp 230 Hektar, die laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2013[1] mit Auxerrois bestockt waren, entfallen immerhin 71 Hektar auf das Anbaugebiet Baden (ganz nebenher waren meine ersten Exemplare dieser Rebsorte auch allesamt aus Baden). Die größte mit ihm bestockte Rebfläche findet sich allerdings in der Pfalz (73 Hektar). Inzwischen breitet er sich aber auch an der Mosel und ebenso in Rheinhessen aus (36 und 27 Hektar). In allen übrigen zehn Anbaugebieten Deutschlands spielt diese Rebsorte mit 1-5 Hektar bestockter Fläche nahezu keine Rolle. Auch im Ausland, in Frankreich und Luxemburg vor allem, ist der Auxerrois zwar bekannt, aber er hat unter den Weißweinen eine untergeordnete Position, dabei ist er als natürliche Kreuzung aus Burgunder (Pinot)[2] und Weißem Heunisch eigentlich exzellent geeignet große Weine hervorzubringen.

 

Auxerrois der Domaine Sommy - Lothringen - AOC Moselle
Auxerrois der Domaine Sommy – Lothringen – AOC Moselle
Foto: A. Kircher-Kannemann

Der Auxerrois und sein Charakter

Dieser Weißwein erinnert stark an den Weißburgunder, aber er ist voller, fruchtiger, weicher und hat ein reiches Bukett. Vielleicht ist es auch sein geringer Ertrag, verglichen mit dem Weißen Burgunder, der ihm und seinem Erfolg ein wenig im Weg steht. Dabei eignet sich der Auxerrois insbesondere zum Ausbau als trockener Wein; so kommt seine Aromatik mit Quitte, Melone und Mirabelle besonders gut zur Geltung. Und weil wir gerade bei der Mirabelle sind, der „Kultfrucht Lothringens“: Immer häufiger findet sich der Auxerrois inzwischen in Lothringen, dem „vergessenen Weinland“ an der Mosel. Die Reblaus hatte hier einst dem florierenden Weinbau den Garaus gemacht. Seit einigen Jahren aber mühen sich etwa 20 Winzer den Wein in Lothringen wieder heimisch zu machen und das auf inzwischen 60 Hektar Anbaufläche mit den drei Schwerpunkten im Umland von Metz, in Sierck-les-Bains und in Vic-sur-Seille. Unter den AOC-Moselle-Weinen ist der Auxerrois ein besonders wichtiger Vertreter und findet sich auch als Cuvée-Wein in nahezu allen dortigen Weingütern.

Inzwischen bin ich übrigens dem Auxerrois der Mosel verfallen und da trinke ich ihn schön europäisch  – will heißen: mal von der deutschen Mosel, mal aus Luxemburg und in den letzten Jahren immer lieber auch aus Lothringen.

 

[1] https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/LandForstwirtschaft/WeinanbauErzeugung/Rebflaechen2030315137004.pdf?__blob=publicationFile

[2] Aufgrund der genetischen Ähnlichkeit zwischen den verschiedenen Pinot-Sorten ist nicht zu klären, welcher Pinot hier Pate stand.

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