Wein und Menschen – Georg Scheu

Er wurde in Krefeld geboren am 21. Juni 1879 dieser Justus Georg Scheu, der als Georg Scheu zu einem der wichtigsten und bekanntesten deutschen Rebenzüchter werden sollte. Nun ist Krefeld nicht unbedingt der Hort des deutschen Weinbaus und so verwundert zumindest schon einmal der Geburtsort dieses Mannes nach dem sogar eine heute noch beliebte Rebsorte – die Scheurebe – benannt ist.

Aber oftmals sind es ja gerade diese von außen kommenden Menschen, diese letzten Endes „Quereinsteiger“, die Dinge anders sehen und so auch neue Wege gehen und etwas Neues in Gang setzen können. Dieser Justus Georg Scheu jedenfalls ging nach Beendigung seiner Schullaufbahn erst einmal nach Hannover und durchlief hier eine Ausbildung zum Gärtner. Anschließend war er als Gartenbautechniker in München und Schierstein bei Wiesbaden tätig.

 

Johannisberg
Schloss Johannisberg – Foto: A. Kircher-Kannemann

 

Um 1900 dann ging er nach Geisenheim im Rheingau an die dortige Lehr- und Forschungsanstalt für Garten- und Weinbau und auch drei Jahre an das Kaiser-Wilhelm-Institut nach Bromberg, um seine Ausbildung zu vervollständigen. Es offensichtlich in jener Zeit, in der Georg Scheu seine Liebe zum Weinbau entdeckte, die von diesem Zeitpunkt an auch weiter ausbaute und der er sein Leben widmete. Im Jahr 1909 wurde er zum Kreisobstbautechniker nach Alzey berufen. Dieser Posten bescherte ihm überdies eine Berufung zum Leiter der neu gegründeten Rebschule der Landwirtschaftskammer der Provinz Rheinhessen. Aufgabe dieser Rebschule war es zunächst die Versorgung mit Pflanzgut für die Winzer der Region sicherzustellen. Georg Scheu jedoch wurde schnell klar, dass es ebenso wichtig sei neue Rebkreuzungen und neue Klone bereits bekannter Rebsorten herzustellen, um das Pflanzgut gesünder zu machen und resistenter gegen Pilze und andere Rebschädlinge, so dass die Winzer weniger Ernteausfälle haben. So ist es Georg Scheu zu verdanken, dass diese ursprünglich kleine Rebschule letztlich zu einer Landes-Rebzuchtanstalt ausgebaut wurde, die erst im Jahr 2003 geschlossen wurde.

 

Scheurebe - gezüchtet von Georg Scheu und nach ihm benannt
Scheurebe, benannt nach Georg Scheu – Foto: A. Kircher-Kannemann

Georg Scheu und die Scheurebe

Ein besonderes Anliegen Georg Scheus war es die Not der Winzer, die in jenen Jahren oft sehr arg war, zu mildern und ihnen vor allem mit neuen Rebsorten ein besseres Auskommen zu sichern. Die bekannteste und bis heute erfolgreichste dieser Neuzüchtungen ist sicherlich die „Scheurebe“, die in Österreich unter dem Namen „Sämling 88“ bekannt ist. Georg Scheu selber gab an, dass er für diese neue Rebsorte Silvaner und Riesling gekreuzt habe, was eine Genanalyse in den 1990er Jahren jedoch negierte und zwar den Riesling als Vatersorte stehen ließ, die Muttersorte jedoch als bisher unbekannte Wildrebe bezeichnete. Der noch heute in Österreich gebräuchliche Name „Sämling 88“ ist die Bezeichnung, die Scheu selber dieser neuen Rebsorte gab. Schon früh sprachen viele Winzer und Freunde Georg Scheus auch von „Scheu’s Liebling“. Der Rebenzüchter selber aber wollte nicht, dass eine Rebsorte nach ihm benannt wurde und weigerte sich lange erfolgreich gegen die Benennung „Scheurebe“. 1950 aber, ein Jahr nach dem Tod dieses wohl erfolgreichsten deutschen Rebenzüchters wurde der „Sämling 88“ offiziell in „Scheurebe“ umbenannt – zu Ehren ihres Züchters.

Bis zum Jahr 1947 war Georg Scheu Leiter der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey. Ganze 38 Jahre lang war er für die Geschicke des Instituts verantwortlich, entdeckte die Ursachen für Rebkrankheiten, verbesserte die Klone, züchtete neue Rebsorten und verfasste im Jahr 1936 einen Leitfaden für Winzer unter dem Titel „Mein Winzerbuch“; eine praktische Anleitung für Winzer, die mehrere Jahrzehnte lang, als Standardwerk galt und noch in den 1950er Jahren eine neue Auflage erfuhr.

 

Huxelrebe gezüchtet von Georg Scheu
Huxelrebe – Foto: A. Kircher-Kannemann

 

Die wohl wichtigsten Neuzüchtungen, die auf Dr. Georg Scheu zurückgehen sind, neben der nach ihm benannten Scheurebe, die Huxelrebe, Siegerrebe, Faberrebe, Kanzlerrebe, Septimer, Würzer, die Perle von Alzey sowie der Regner. Allesamt Rebsorten, die sich durch ein kräftiges Bukett und intensive Fruchtaromen auszeichnen und die heute leider vielfach ein Schattendasein führen und nahezu vergessen sind.

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