Wein und Menschen: Immanuel Dornfeld

Bevor nun jemand stutzt und sich wundert: Ja, wir reden hier von dem Mann, der der bekannten deutschen Rotwein-Neuzüchtung Pate stand, zumindest mit seinem Namen, denn persönlich getrunken hat Immanuel Dornfeld den nach ihm benannten „Dornfelder“ nie, denn er war schon beinahe 100 Jahre tot, als der Dornfelder durch August Herold 1955 gezüchtet wurde.

Geboren wurde Immanuel Dornfeld am 15. Mai 1796 in Neckarweihingen, das heute zu Ludwigsburg gehört. Er war der Sohn des Dorfpfarrers und gehörte als solcher schon den höheren Kreisen des Ortes an. Da lag es nahe, dass auch auf seine Schulbildung geachtet wurde und so besuchte er zunächst die Lateinschule in Ludwigsburg, um anschließend eine Lehre als Amtsschreiber in Gaildorf, zwischen Schwäbisch Hall und Ellwangen gelegen, anzutreten. Offenbar gefiel ihm die Tätigkeit, zumindest war sie ihm nicht so zuwider, dass er sich sofort nach einem neuen Betätigungsfeld umsah; im Gegenteil: er schlug die Verwaltungslaufbahn ein und arbeitete 57 Jahre lang, zwischen 1812 und 1869 als Amtsschreiber und Kameralverwalter in insgesamt 18 verschiedenen Städten und Gemeinden in Württemberg.

 

Immanuel Dornfeld
Immanuel Dornfeld, Gründer der Weinbauschule in Weinsberg, ca. 1869 unbekannter Maler [Public domain], via Wikimedia Commons

Immanuel Dornfeld und der Wein

Seine Leidenschaft für Wein, insbesondere natürlich für den württembergischen, entdeckte er offenbar ab ca. 1850, als er als Kameralverwalter im Oberamt Weinsberg tätig war und dort auch Mitglied der „Gesellschaft für die Weinverbesserung Württemberg“ wurde.

In Sachen Wein war Dornfelder Autodidakt, eine Ausbildung im oenologischen Bereich hat er nie gemacht und als Sohn des Dorfpfarrers hatte er wohl auch eher auf der Seite des Trinkenden, denn auf der des Erzeugenden Kontakt zum Wein bekommen. Aber, wie man sieht konnten es schon im 19. Jahrhundert Autodidakten in Sachen Wein weit bringen und eine gewisse Berühmtheit erlangen.

Berühmtheit erlangte Immanuel Dornfeld vor allem deswegen in Sachen Wein, weil er sich maßgeblich für die Gründung einer Weinbauschule in Weinsberg einsetzte. 1849 hatte er erste Pläne für eine solche Schule vorgelegt und lange für sie gekämpft. Einen ersten Erfolg erzielte er am 9. Dezember 1863, als König Wilhelm I. den Bau einer Weinbauschule in Weinsberg genehmigte. Aber es sollte noch einige Jahre dauern bis aus der Idee auch eine Tatsache wurde: Am 22. bzw. 23. Februar 1868 war es endlich soweit und die Weinbauschule Weinsberg konnte ihre Eröffnung feiern.

In der Zwischenzeit war Dornfeld aber keineswegs untätig – im Gegenteil: er verfasste mehrere Werke zum Thema Wein, wie etwa eine „Geschichte des Weinbaus in Schwaben“ und eine „Anleitung zur Pflanzung der Rebe und Gewinnung des Weins“.

Gestorben ist Immanuel Dornfeld am 29. Dezember des Jahres 1869. Er wurde in Weinsberg, dem Ort, der ihm so viel zu verdanken hatte, begraben.

 

Dornfeld Geschichte des Weinbaus
Titelblatt: Immanuel Dornfeld „Geschichte des Weinbaus in Schwaben“ – Scan

Immanuel Dornfeld und der Dornfelder

1955 war es als August Herold a der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg die beiden Rotweinsorten Helfensteiner und Heroldrebe kreuzte. Man war auf der Suche nach farbintensiven Rotweinen, nach sogenannten Deckweinen, die als Verschnittpartner für weniger farbintensive Rotweine dienen konnten. Auf der Suche nach einem Namen für diese Neuzüchtung fiel die Wahl auf den Gründer der Weinbauschule – eben auf Immanuel Dornfeld und offenbar brachte der Name der neuen Rebsorte Glück, denn schnell erkannte man, dass der Dornfelder nicht nur als Deckrotwein taugt. Im Jahr 1979 bzw. 1980 erhielt er die Zulassung vom Bundessortenamt und trat seinen Siegeszug an. Heute gilt er als wohl erfolgreichste deutsche Neuzüchtung im Bereich Rotwein und nimmt gut 8.000 Hektar Fläche in Deutschland ein, wobei die größten Anbaubereiche mit jeweils über 3.000 Hektar in Rheinhessen und der Pfalz zu finden sind, in Württemberg selbst sind es gerade einmal 300 Hektar. Der Prophet gilt eben nicht im eigenen Land.

Insbesondere Bernd Hill, der ab den 1970er Jahren in Weinsberg tätig war, nahm sich des Dornfelders an und entwickelte mit seiner Hilfe zahlreiche Neuzüchtungen, wie Cabernet Dorio, Cabernet Dorsa und Acolon. Die Geschichte des Dornfelders geht also weiter und das offenbar erfolgreich.

Dornfelder
Dornfelder Traube – Foto: A. Kircher-Kannemann

Literatur von Immanuel Dornfeld:

  • Weinbauschule, oder Anleitung zur Pflanzung der Rebe und Gewinnung des Weins. Stuttgart 1859, Heilbronn 1860
  • Der rationelle Weinbau und die Weinbereitungs-Lehre. Heilbronn 1864
  • Die Geschichte des Weinbaues in Schwaben. Cohen & Risch, Stuttgart 1868
  • Die Wein- und Obstproducenten Deutschlands. Stuttgart und Tübingen 1868

Eine Antwort auf „Wein und Menschen: Immanuel Dornfeld“

  1. Ich, Ingolf Dornfeld, geb.am13.09.1939 wohnhaft in 71726 Benningen, bin der letzte männliche Nachfahre von I.DORNFELD. Er war mein Ur- Ur- Großvater. Nach meinem Ableben wird das Gedenken an ihn getragen, vom Bürgerverein Neckarweihingen (Ortsteil von Ludwigsburg) dem Ort seiner Geburt. An seinem Geburtshaus wurde eine Gedenktafel angebracht. Im selbigem Ort gibt es auch eine Immanuel Dornfeld Strasse. In Weinsberg bei Heilbronn befindet sich die von König Wilhelm dem Ersten von Württemberg, auf I. Dornfelds Initiative hin gebaute erste Weinbauschule Deutschlands, die – Staatliche Lehranstalt für Obst und Weinbau – Weinsberg. Im Foyer des besagtem Institutes ist der Grabstein Immanuel Dornfelds aufgebaut. In Weinsberg gibt es ebenfalls eine Dornfeld Strasse. Ingolf T.H. Dornfeld

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